Odd-eyed

Lesezeit: 5 Minuten
24.1.2024
Diesen Beitrag teilen

Odd- und blue-Eyed Gene

ACHTUNG: Etwas Fachwissen bei der Vererbungslehre kann beim Lesen dieses Textes hilfreich sein.

Folgender Artikel basiert nicht auf genetische Erkenntnisse durch DNA Tests, sondern auf gesammelte Erfahrungen und Berichten aus Züchter-Kreisen die mit diesen Genen arbeiten.

Eine Katze mit odd-eyed ist ein Tier mit einem orangenen, gelben oder grünen und einem blauen Auge. Es gibt ebenso blue eyed Tiere – bei denen beide Augen blau sind.

Am meisten vertreten sind vollkommen weiße Katzen mit diesem besonderen Merkmal.

…aber auch Katzen mit Weißscheckung (Bicolour, Harlequin oder Van (Bild: Fedora of ZeusCats)

In ganz seltenen Fällen kommt odd-eyed bei Katzen ohne Weißanteil (solid) vor.
In letzterem Fall ist jedoch die Fremdrasse Topaz (Hauskatze aus Kasachstan) eingekreuzt (Altai-Gen).

Odd-eyed bei Katzen mit Weißanteil/Weiß-Scheckung (SS / Ss) ist ein autosomaler Defekt. Ein Defekt muss nicht zwangsläufig negativ sein. Dieser „Defekt“ beschränkt sich ausschließlich auf die Melanozyten (Pigmentzellen). Blaue Augen werden also durch das Fehlen von Melanozyten verursacht.

Oft kommt es vor, dass Odd eyed / blue eyed Katzen (sowie Träger dieser Gene) eine weiße Schwanzspitze haben. Dieser Zusammenhang ist aber nicht immer die Regel und noch nicht erforscht.

Bei vollständig weißen Katzen ist es der genetische Faktor W (dominantes Weiß) verbunden, dass die Pigmentbildung auf Fell und Augenfarbe gehemmt ist. Weiße Katzen können taub sein (ein Audiometrie-Test kann Auskunft geben).

Bei farbigen Katzen mit Weißanteil (Bicolor, Harlequin, Van) tritt keine Taubheit auf. Hier ist es das S-Gen, welches die Pigmentbildung hemmt (durch scheckige Fleckenbildung) und nicht der W Faktor.

Neugeborene Kitten haben ja von Beginn an blaue Augen. Erst ab einem Alter von circa 3-4 Wochen beginnt die Melaninbildung im Körper der Katze, welches nach und nach an die Augen weitergegeben wird. Bei odd-eyed Katzen verlangsamt sich die Pigmentproduktion an einem Auge, dadurch werden blaue Augen durch den Mangel an Melanozyten verursacht (bei blue eyed betrifft es natürlich beide Augen). Die Augenfarbe wird durch das genetische Material in den Körperzellen bestimmt.

Dieses Material, bzw. diese Informationen befinden sich in der DNA, die bestimmt, welche Substanzen aktiviert werden, um eine Augenfarbe zu bilden. Eine Substanz, die erzeugt wird, ist das Pigment Melanin. Bei Katzen mit dunklen Augen entsteht viel Melanin, bei Katzen mit hellen Augen entsprechend weniger. Melanin kommt auch im Fell vor.

Bei komplett weißen Katzen mit odd-eyed/blue-eyed (Faktor W) benötigt es nur ein Elternteil mit diesem Merkmal, um dieses an ihre Nachkommen weiterzugeben. Es sind jedoch nur die weißen Nachkommen odd-eyed/blue-eyed.

Bei zweifarbigen Katzen mit odd-eyed handelt es sich um einen autosomalen Vererbungsdefekt.
Das Odd-Eyed-Gen muss von beiden Eltern stammen.
Katzen können dieses Gen über mehrere Generationen hinweg tragen. Den Beobachtungen zufolge wird das Odd-eyed/Blue-eyed durch mehrere Gene bestimmt, da bei der Verpaarung von 2 Tieren mit diesem Merkmal nicht immer Nachwuchs mit Odd- oder Blue-Eyed fällt. Bei der autosomal-rezessiven Vererbung haben beide Eltern das Gen für Odd-/Blue-eyed in der DNA und geben es an ihre Nachkommen weiter.

Wenn ein Zuchtziel darin besteht, zweifarbige Katzen mit odd-eyed zu züchten, ist es wenig sinnvoll, dominant weiße odd-eyed Katzen (Faktor W) mit zweifarbigen (S-Scheckung) odd-/blue-eyed zu verpaaren, da aus dieser Kombinationen die Nachkommen keine odd-/blue-eyed Katzen werden.
Denn: Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene Gene, die das odd-/blue-eyed verursachen.
Ausnahme hierbei: Natürlich werden hier komplett weiß geborene Kitten (Faktor W) odd-/blue-eyed sein (bereits genannte Vererbungsregel).

Bei Briten ist odd-eyed oder blue-eyed die aktuell seltenste Augenfarbe. Zweifarbige Katzen haben keine Hörprobleme, da diese Augen durch das S-Allel (Weißscheckung) und nicht durch das W-Allel (dominant-weiße Katzen) entstanden sind. Bekannt wurde dieses rezessiv vererbte Merkmal erstmals über die Perser-Linie „Harwood“, wo diese Mutation spontan vorkam. Durch gezielte Einkreuzung/Verpaarung mit Briten, gelangen diese Gene in die Britisch Kurzhaar-Linie. Aufgrund der damaligen Verpaarung mit Perser tragen zahlreiche BKH’s mit odd-/blue eyed ebenso Langhaar-Gene die es je nach Zuchtziel herauszuzüchten gilt.

Katzen mit odd-/blue-eyed die Harlequin (50-75% Weißanteil) oder Van (Farbe nur an Kopf und Schwanz, bis zu 3 kleine Flecken am Körper sind erlaubt) sind, werden vom WCF anerkannt. Da es noch nicht so lange vorkommt, wurde die Kombination Odd-/Blue-eyed bei Bicolor auch erst seit kurzem bei einigen Verbänden anerkannt. Bei der WCF wird dieses Merkmal anerkannt. Vereine, die Farbcodes in ihren Stammbäumen nutzen (sog. EMS-Codes), deklarieren die Augen mit folgenden Nummern:
Odd eyed = 63
Blue eyed = 61
Orange eyed = 62

Nachfolgender Stammbaum ist von der BKH odd eyed-Katze Fedora of ZeusCats.
Zur Erklärung: Die in rot eingekreisten Farbnummern sagen aus, dass die Tiere odd- oder blue-eyed sind.
Die in blau markierten Tiere sind aller Wahrscheinlichkeit nach Träger dieser Gene.

Interessante Information bezüglich der erwähnten Harwood-Perserlinie: Bei der Verpaarung der BKH Dame Present von Heaven mit dem BLH Kater Ricco Fawny from Sham kamen 2008 kleine Kitten auf die Welt, wovon 1 odd eyed und 1 blue eyed waren. Der Papa vom BLH Kater Ricco Fawny from Sham ist Lord Shakespear Blue vom Wernerwald, der ebenso der Papa von Garfield from Sham ist, der im Stammbaum in letzter Generation aufgeführt ist.  (Quelle: „Das Rassebuch: der BKH & BLH“ von Sandra Storch)

Anhand dieses Stammbaumes kann man sehen, wie weit die Gene seitens Mutterkatze in den Generationen weitergegeben wurden, um odd-eyed Nachwuchs zum Vorschein zu bringen!

Warum es noch keine DNA Tests gibt:
Eine Katze hat (anders als der Mensch) 38 Chromosomen (19 Paare). Jedes Chromosom besteht aus einem DNA-Streifen, welches aus Tausenden von Genen besteht.
Chromosomen enthalten alle genetischen Eigenschaften und Informationen. Eine Katze hat mehr als 80.000 Gene.
Jede Zelle, die ein Embyo erhält, enthält eine vollständige Kopie des genetischen Materials der Eltern in Form von Chromosomen. Bei jeder Zellteilung wird eine Kopie des gesamten genetischen Materials erstellt. Chromosomen sind die Träger der Gene und enthalten alle genetischen Informationen, die zur Entwicklung, Erhaltung und Reproduktion eines Individuums erforderlich sind.

Die Gene bestimmen die genetischen Eigenschaften wie die Farbe der Augen oder die des Fells.
Beim Menschen hat man mindestens 15 verschiedene Gene gefunden, die eine wichtige Rolle bei der Übertragung der Augenfarbe spielen.
Diverse DNA-Studien befassen sich mit Unterschieden oder Ähnlichkeiten zwischen kranken und gesunden Genen.
Für Defekte, die nur durch 1 Genmutation verursacht werden, kann ein DNA-Test entwickelt werden.
Wenn aber mehrere Gene eine Rolle spielen, wie hier beim Odd-/Blue-eyed, besteht die Möglichkeit eines DNA-Tests jedoch noch nicht; denn man kann sich bis dato noch nicht erklären, wie viele und auch welche Gene für die rezessive Vererbung dieses Merkmals verantwortlich sind.

Daher spricht man auch in Züchter-Kreisen von „Überraschungs-Genen“.